Grußwort
Mit großer Vorfreude und Spannung erwarte ich das
7. afrikanische Filmfestival „Augen Blicke Afrika“, das uns unter dem Motto „Aufbruch in Afrika“ mit einer breiten Palette von neuen Filmen aus und über Afrika ins Kino lockt. Seit Jahren bin ich dem Festival sehr verbunden, da ich es immer wieder als Erweiterung meiner Seminare an der Uni in Hamburg und Lüneburg nutze. Geschichten, visuelle Dokumentationen und Bilder stellen neben Texten wichtige Medien dar, um sich die Welt in einem größeren Rahmen zu erschließen und in einen Dialog mit ihr zu treten. Das Filmfestival bietet in vielfältiger Hinsicht die Möglichkeit, neue künstlerische Ausdrucksformen, Themen und Sichtweisen kennen zu lernen, und wir werden aufgefordert, uns dazu zu verhalten, d. h. wir werden auf unsere eigenen Vorannahmen zurückgeworfen, die sich dann relativieren.
Ein besonderes Highlight sind für mich immer wieder die Gespräche mit den RegisseurInnen, da sie direkt zu uns über die Entstehungsbedingungen und über ihre Intentionen sprechen und wir somit auch mögliche „Verstehenslücken“ füllen können.
Die Afrika-bezogenen Filme sind für mich als Bildungsinstrument deshalb so wichtig, weil sie zur Dezentrierung unseres Blicks beitragen: Wir erleben die Gleichzeitigkeit und Gleichwertigkeit von alternativen Lebensentwürfen und -möglichkeiten, die unsere Aufmerksamkeit verdienen oder denen gegenüber wir auch eine Verantwortung tragen.
Das diesjährige Thema „Aufbruch in Afrika“ fasst all das zusammen, was uns im Augenblick an Informationen in Form einzelner Mosaiksteine hier erreicht.
Die Entwicklungen in vielen afrikanischen Ländern schreiten in einem rasanten Tempo voran, haben Länder und Kontinent übergreifende Dimensionen, machen globale Einflüsse deutlich, sind aber im selben Maße lokal geprägt. Die Protestbewegungen der jungen Generation gestalten sich innovativ und lassen Hoffnung auf Veränderungen aufkommen, enden allerdings oftmals, ohne große Wirkungen zu hinterlassen.
Auf die Frage „Aufbruch wohin?“ könnte man ganz im Sinne des klugen senegalesischen Philosophen Felwine Sarr sagen: Betrachten wir Afrika als eine Geschichtswerkstatt. Afrika ist auf dem Weg, sich zu finden.
Dr. Ilsemargret Luttmann lehrt an der Leuphana Universität in Lüneburg in dem Bereich der Trans- und Interkulturalität mit dem geografischen Schwerpunkt Afrika. Sie kuratierte Ausstellungen u. a. zu afrikanischer Mode, die in Deutschland, Brasilien und der Côte d’Ivoire gezeigt wurden. Als Malerin stellte sie zusammen mit afrikanischen Künstlern in Paris, Bamako, Hamburg und Berlin aus. Die intensiven Beziehungen zu Mali und Kamerun beruhen auf ihren langjährigen Arbeitsaufenthalten in diesen beiden Ländern.