Liebe Filminteressierte,
seit 32 Jahren bereise ich Afrika, sieben Jahre habe ich als Journalistin mit Sitz in Nairobi über Ost- und Zentralafrika berichtet. Die größte Überraschung bei meinem ersten Besuch 1982 und ein Eindruck, der sich seither immer weiter vertieft hat: wie groß nicht etwa die Unterschiede, sondern wie groß in vielfacher Hinsicht die Gemeinsamkeiten zwischen Europa und Afrika sind.
Es ist wahr, dass der Kontinent immer wieder Schauplatz humanitärer Katastrophen ist, über die informiert werden muss. Die Opfer haben einen Anspruch darauf, dass der Rest der Welt ihr Leid wenigstens zur Kenntnis nimmt. Aber darüber gerät aus dem Blickfeld, dass UN-Erhebungen zufolge nur fünf Prozent der Bevölkerung südlich der Sahara in einem Kriegsgebiet oder in einer Krisenregion leben. Anders ausgedrückt: 95 Prozent tun das nicht. Sie leben ihren Alltag.
Von diesen 95 Prozent ist hierzulande nur selten die Rede. Wenn man das ändern will, dann muss man ein Angebot bieten, das Leute interessiert. Appelle allein nutzen nichts. Die Veranstalter des Filmfestivals „Augen Blicke Afrika“ tun genau das. Deshalb habe ich mich sehr darüber gefreut, in diesem Jahr die Schirmherrschaft dafür übernehmen zu dürfen. Ich fühle mich geehrt. Und ich wünsche Ihnen allen eine gute Zeit!
Bettina Gaus
Bettina Gaus, Jahrgang 1956, ist politische Korrespondentin der „tageszeitung“, besser bekannt als „taz“. Von 1989 bis 1996 lebte sie in der kenianischen Hauptstadt Nairobi und berichtete von dort für verschiedene Medien über Ost- und Zentralafrika.
2011 veröffentlichte sie bei Eichborn den politischen Reisebericht „Der unterschätzte Kontinent. Reise zur Mittelschicht Afrikas.“